Weil sehr viele von uns unfähig sind, den Tod zu akzeptieren - insbesondere in der frühen Phase der Trauer - nehmen wir an, dass unsere Kinder auch nicht damit umgehen können. Wir versuchen deshalb, sie vor dem Schrecklichen zu bewahren und sie von der Trauer und den Ritualen, die zum Tode gehören, fernzuhalten. Verängstigt, verwirrt und alleine gelassen, erhalten sie gerade dann keine Antwort, wenn sie Hilfe und die Gewissheit, dass sie geliebt werden, am meisten brauchen. Unabhängig von ihrer Fähigkeit, ihre Gefühle auch auszudrücken, erleben Kinder Trauer oft sehr tief.
Wie schon gesagt, ist Trauer eine außerordentlich individuelle Angelegenheit. Das gilt auch für Kinder, die ihre Trauer u. a. folgendermaßen ausdrücken:
Schock Der Gedanke an den Tod ist so überwältigend, dass Dein Kind sich verhält, als sei überhaupt nichts geschehen.
Körperliche Erscheinungen Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen können durch die eigene Todesfurcht Deines Kindes erzeugt werden.
Zorn Dein Kind ist vielleicht zornig auf den Menschen, der gestorben ist, weil er es „ganz alleine „ gelassen hat; oder es ist zornig auf Gott, weil er den Menschen nicht wieder gesund gemacht hat.
Schuldgefühle Dein Kind macht sich vielleicht Vorwürfe, weil es seinem verstorbenen Geschwisterkind etwas Böses gewünscht hat oder weil es sich sonst irgendwie nicht „gut“ verhalten hat.
Angst und Furcht Dein Kind fürchtet vielleicht, dass es selbst oder ein anderer Mensch, den es sehr gern hat, sterben könnte.
Entwicklungs-Rückschritte Verhaltensauffälligkeiten wie Bettnässen oder Daumenlutschen können wieder auftreten.
Traurigkeit Dein Kind wird vielleicht sehr ruhig und viel weniger aktiv als sonst sein.
Wieder müssen wir daran erinnern, dass dies alles ganz normale Reaktionen sind und in der Regel mit der Zeit vorübergehen.
Möglichkeiten, Deinem Kind zu helfen
Ermutige Deine Kinder, Fragen zu stellen und sei bereit, ihnen ehrliche und verständliche Antworten zu geben. Wenn Fragen wieder und wieder gestellt werden, zeigt dies, dass damit eigentlich mehr gefragt werden soll als die Frage offen ausdrückt. - Sprich auf einem sprachlichen Niveau, das Dein Kind verstehen kann. Bemühe Dich, hinzuhören und versuche, zu verstehen, was Dein Kind fragt - und auch, was es nicht fragt. Deine Kinder sollten das Gefühl haben, dass sie all ihre Gedanken und Fragen ausdrücken dürfen. Sei geduldig und zeige ihnen unbeirrt Deine Liebe.
Teile Deine eigenen Gefühle mit Deinen Kindern und ermutige sie, ihre eigenen Gefühle offen zu zeigen. Denke daran, dass Du ihr Vorbild dafür bist, wie man Trauer ausdrückt. In einer Zeit des Verlustes ist es außerordentlich hilfreich, liebevoll und fürsorglich zu sein und seine Gefühle der Liebe und Zuneigung auszudrücken.
Erkläre die Todesursache in einer Sprache, die Deine Kinder verstehen können und versichere ihnen, dass ihre Gedanken und Gefühle in keinster Weise verantwortlich für den Tod sind.
Erkläre ihnen das Begräbnisritual und überlasse ihnen die Entscheidung darüber, in welcher Weise sie daran teilnehmen wollen. Bestehe nicht darauf, dass sie irgendetwas tun, was sie nicht mögen.
Sei verständnisvoll, wenn Deine Kinder Rückschritte in ihrer Entwicklung zeigen und bedenke, dass dies wieder vorübergeht.
Einige Antworten, die nicht helfen
Wenn ein geliebter Mensch stirbt, meinen wir oft, unsere Kinder dadurch zu schützen, dass wir ihnen ausweichende Antworten auf ihre Fragen geben. Diese Antworten verwirren unsere Kinder aber oft und vermehren ihre Angst und ihre Unsicherheit. Bedenke, dass Kinder dazu neigen, Dinge wörtlich zu nehmen. Wenn wir unseren Kindern sagen, dass jemand auf eine lange Reise gegangen ist, erwarten sie, dass er zurückkommt und fühlen sich vielleicht schuldig, dass sie den Menschen davongetrieben haben.
Wenn wir unseren Kindern sagen, dass jemand nur friedlich schläft, werden sie anfangen, den Schlaf zu fürchten.
Unsere Kinder werden Erklärungen wie: „Es war Gottes Wille“ nicht verstehen, weil sie lieber den Menschen behalten hätten. Wenn wir ihnen sagen: „Michael war so gut, dass Gott ihn zu sich genommen hat“, dann werden unsere Kinder vielleicht beschließen, böse zu werden, damit es ihnen nicht ebenso geht.
Wenn Du mit Kindern über den Tod sprichst, denke daran, dass Ehrlichkeit, Anteilnahme vor allem aber Liebe die wichtigsten Dinge sind, die ihnen durch diese Zeit hindurchhelfen.
Wenn Sie mehr wissen wollen:
Student, J.-C., Student, U.(Hrsg.): Trauer über den Tod eines Kindes - Hilfen für 'verwaiste Eltern'. 10. Aufl., Deutsches Institut für Palliative Care, Bad Krozingen 2007 (Sie könne die Broschüre hier herunterladen )
Student, J.-C. (Hrsg.): Im Himmel welken keine Blumen Kinder begegnen dem Tod. 6. Auflage, Verlag Herder, Freiburg 2005
Kroen, W.C.: Da sein, wenn Kinder trauern – Hilfen und Ratschläge für Eltern und Erziehende. Herder Spektrum, Freiburg 1998